2002
Kerstin Braun
Dirk Brömmel*
Kerstin Braun | Landschaft # 11
120 x 87 cm | C-print | 2002
*Förderpreis: Dirk Brömmel | aus der Serie »Villa Tugenhat«
2002
Die Preisträgerin
Kerstin Braun
1992 – 94
- Fotoassistenz im Studio Ralf Schmerberg, Stuttgart
1994 – 2002
- Studium der visuellen Kommunikation und künstlerische Fotografie an der Folkwank Universität der Künste, Essen
1998
- Erasmusstipendium, Rietveld Academy, Amsterdam
2002
- Diplom bei Prof. Bernhard Prinz and Prof.Herta Wolff
2006
- Artist in Residence Stipendium Can Serrat, Barcelona, Spanien
2009 – 2014
- lebt und arbeitet in Barcelona, Spanien
2014/15
- lebt und arbeitet in Monte Sahaja, Portugal und Indien
seit 2019
- lebt und arbeitet wieder als freie Fotografin in Deutschland, Bad Boll
Laudatio
Kerstin Braun
Die Jury des ersten hauserconsulting-Kunstpreises »ZEITSICHT« verleiht im Jahr 2002 den Preis an Kerstin Braun, geboren 1970 in Leonberg. Kerstin Braun thematisiert in ihren Fotoarbeiten das Thema Zeit auf ebenso abstrakte wie fundamentale Weise. Zwei Landschaftsausschnitte, bei Mondlicht aufgenommen, zeigen eine kalte, menschenleere, gewissermaßen überzeitliche Szenerie. Felsbrocken, steinerne Hänge, ein glasklarer Himmel scheinen auf Unwandelbares, auf Ewigkeit hin und über die Vergänglichkeit menschlichen Lebens hinaus zu weisen. Stille und Einsamkeit – was diese Bilder ausstrahlen, suchen Menschen, wenn sie innehalten wollen, wenn sie Einkehr oder spirituelle Erfahrung suchen.
Doch da ist auch Bewegung: Bäume und Büsche wehen sanft im Windhauch; die an den Strand schlagenden Wellen scheinen durch die lange Belichtungszeit geradezu rasant durch das Bild zu wischen.
Der Gegensatz von Starre und Veränderung, von Statik und Dynamik entspricht dem subjektiven Zeit-Erleben im biografischen Ablauf – rhythmisch gestaltet sich das Leben in unterschiedlichen Tempi, mal rasend schnell, mal eher gemächlich, bisweilen scheint Stillstand einzutreten.
Der Frage »Was ist Zeit?« nähert sich die Künstlerin noch durch einen zweiten Gegensatz. In ihren Bildern steht die Natur als Objekt einer extremen Künstlichkeit der Betrachtung gegenüber. Was die Natur vorgibt, haben Menschen immer schon bearbeitet (so wie es auch die Fotografin tut), und auch diese Prozesse definieren Zeit.
Formal bestechen Kerstin Brauns Fotoarbeiten durch brillante Komposition und Lichtregie. Dass die Künstlerin mit einem stringenten Konzept arbeitet, zeigt die durchgängige Qualität beider vorliegenden Arbeiten.
Der Förderpreisträger
Dirk Brömmel
Geboren 1968
- in Bonn – Bad Godesberg
- Lebt und arbeitet in Wiesbaden
2006
- Akademiebrief, Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
2005
- Meisterschüler bei Prof. Dr. Vladimir Spacek
2004 – 2001
- Studium der freien Kunst an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit dem Schwerpunkt Fotografie, Diplom mit Auszeichnung bei Prof. Dr. Vladimir Spacek
2001
- Sommerakademie „Abbaye du Gard“, Frankreich mit Prof. D. Leistner
2000 – 1995
- Fachhochschule Wiesbaden, Abschluss als Diplom-Kommunikationsdesigner mit dem Schwerpunkt Fotografie
1998
- Mitarbeit am Projekt Meteorit, RWE Essen von Andre Heller, Vorbereitung und Realisation verschiedener Exponate im Auftrag der Firma „Audio Visuelle Medien, Wiesbaden“
seit 1995
- Exkursionen u. a. nach China, Italien, Frankreich, Island, Thailand, Tschechische Republik, Türkei, Ägypten, Marokko, Norwegen, Südafrika (Kapstadt)
1993 – 1990
- Ausbildung zum Fotografen
Laudatio
Dirk Brömmel
In Dirk Brömmels Fotoarbeiten stehen menschliche Situationen im Kontrast zu Architekturelementen. Ein Kind fährt auf einem altmodischen Spielzeugauto, während ihm ein Erwachsener zusieht. Zwei Kinder schauen aus einem Fenster ins Freie. Dabei bilden eine Hauswand und ein Fensterkreuz den Rahmen.
Brömmel legt Architekturbilder wie eine Folie unter die Menschenbilder, so dass zeit-ungleiche Schichten entstehen: Ungleichzeitigkeit als Definition von Zeit.
Aus dem Fenster, um die Hausecke ergeben sich Ausblicke, einmal scheinbar in die Zukunft, das andere Mal zurück in die Vergangenheit. Auf gleichermaßen menschliche und poetische Weise deutet der Künstler hier Geschichten an, die die Betrachter für sich weiter erzählen können.
Durch die übereinander gelegten Schichten, durch den Kontrast von Figuren und Flächen, von kleinteiligen und großflächigen Elementen gewinnen Brömmels Arbeiten nahezu malerische Ansätze. Die Brüchigkeit der Komposition ist einleuchtend und scheint beabsichtigt.